Was verbirgt sich hinter „Bonitätsabhängig“?

Bei privaten Ratenkrediten zur freien Verwendung liest man oft „Bonitätsabhängiger Zinssatz ab 3,99%“. Die genauen Konditionen bleiben dabei oft im Dunkeln und man wundert sich, dass man selbst einen eventuell wesentlich höheren Zinssatz bezahlen muss. Ein genauer Blick auf der Webseite hilft einem auch nicht in jedem Fall weiter, da die Bonitätsabhängigkeit nicht genau erklärt wird, außer, dass es eventuell vom Schufa-Rating abhängt.

Dies nahm ich zum Anlaß, einmal aktuelle Ratenkreditprodukte unter die Lupe zu nehmen, auschließlich jedoch Online Angebote. Herausgekommen dabei ist eine Vergleichstabelle mit einer Auswahl an Produkten, die einem auch zeigt, welche Unterlagen man als Angestellte/r bereithalten sollte.

Hervorzuheben finde ich, dass man die genauen Konditionen (samt Effektivem Jahreszins), für die man den Antrag letztendlich ausfülllt, ausser bei der Citibank nicht genau herausfinden kann.
Bei der Citibank, findet man durch verschiedene Eingaben heraus, werden die Zinsen nach dem eigenen Nettoeinkommen und der Laufzeit gestaffelt. Die meisten anderen Anbieter versprechen ein individuelles Angebot, dies lässt sich jedoch nicht herausfinden, bevor man nicht alle persönlichen Daten inklusive Einstimmung zur Schufaklausel abgegeben hat (dies habe ich mir erspart und man kann nicht sagen, ob man überhaupt ein Angebot bekommt – ich nehme an, nein.). Auf Deutsch: Vorab informieren, welche Auswirkungen das Bonitätsabhängig auf einen selbst hat, kann man meistens nicht.

Einige Anbieter listen auch nicht den maximal möglichen Zinssatz, den ein Interessent erwarten kann. Manche Bonitätsabhängige Kredite sind einfach nur ein etwas günstigerer Dispokredit im Ratenkreditmantel. In diesem Fall ist man fast besser mit einem Dispo-Kredit bedient, da dieser die meiste Flexibilität bietet (allerdings ist dieser Zinssatz variabel).

Ein auslassen der Information, wie die Konditionen letztendlich für einen persönlich ausfallen, ist denkbar schlecht, da jede Übermittlung der Daten an die Schufa (XY hat eine Kreditanfrage getätigt) automatisch das Kreditwürdigkeitsrating verschlechtert, auch wenn die Anbieter teilweise gegenteiliges behaupten. Wenn man also jedes Angebot ausprobiert und nur das Unterschreibt, welches die besten Konditionen bietet, steht man am Ende eventuell ohne Kredit da, weil die Bonität sich unter Umständen durch die verschiedenen Anfragen zum Status „Hohe Kreditausfallwahrscheinlichkeit“ gewandelt hat.
Dies habe ich vor Jahren selbst schon leidvoll erfahren müssen. Ich empfehle, eine Einverständniserklärung zur Datenübermittlung an die Schufa nur abzugeben, wenn die Konditionen bekannt sind und man sich für diesen Kredit bereits entschieden hat.


Die Citibank hat folgende Mindestzinsen bei 12 Monaten Laufzeit, abhängig vom Nettogehalt:
3,99% ab 3751 EUR monatlichem Nettoeinkommen
5,44% ab 2501 EUR monatlichem Nettoeinkommen
5,83% ab 2001 EUR monatlichem Nettoeinkommen
5,94% ab 1501 EUR monatlichem Nettoeinkommen
6,03% ab 1001 EUR monatlichem Nettoeinkommen
6,33% ab 601 EUR monatlichem Nettoeinkommen
Da die 3,99% bei einer relativ hohen Gehaltsschranke angeboten werden, ist diese für die meisten Leute unerreichbar. Die nächst niedrigere Schranke von 5,44% werden auch nur Leute mit überdurchschnittlichem Nettoeinkommen erreichen. Diese 5,44% sind aber schon teurer als die drei günstigsten Anbieter von Festzinsangeboten wie der netbank, 1822 direkt oder der SKG Bank. Die günstigen 3,99% dienen also wahrscheinlich nur der günstigen Positionierung. Es ist zu vermuten, dass die anderen „Top“ Anbieter mit Bonitätsabhängigem Zins mit ebensolchen Konditionen aufwarten, bei welchem man bei der „Nicht-Bonitätsabhängig Fraktion“ günstiger gefahren wäre.

Folgende Tabelle zeigt die Zusammenfassung der Konditionen, die ich nach bestem Wissen zusammengestellt habe:
Vergleich Ratenkredite

Fazit:  Außer der Citibank bieten die Anbieter für die getesteten Produkte keine Transparenz zum Thema Bonitätsabhängigkeit. Der maximal mögliche Zinssatz bleibt in den meisten Fällen ebenfalls verborgen. Ebenfalls ist bei vielen Anbietern nicht ersichtlich, welche Unterlagen benötigt werden, bevor ein Antrag ausgefüllt wird.

Ich empfehle bei bonitätsabhängigen Angeboten, nur bei exakt bekannten Konditionen den Kreditantrag und damit die Einverständniserklärung zur Übermittlung der Daten an die Schufa auszufüllen. Ansonsten bietet es sich an, Produkte auszuwählen, die nicht bonitätsabhängig sind.

Quellen:
Eigene Recherchen auf den Anbieterwebseiten sowie
www.modern-banking.de

Disclaimer:
Teilweise sind die Namen der verglichenen Produkte Markennamen der jeweiligen Rechteinhaber.

Über Michael

Verheiratet, 1 Kind. Aktueller Beruf: IT Consultant / Software Engineer
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